Der Finanzkollaps der HB Ludwigsburg hat das deutsche Frauen-Handball erschüttert. Der amtierende Meister und Pokalsieger steht vor dem Aus, obwohl die neue Bundesliga-Saison in wenigen Wochen beginnt.
Nationalspielerinnen wie Xenia Smits stehen vor einer ungewissen Zukunft. Nur wenige Monate vor der Heim-WM droht dem deutschen Frauen-Handball der Verlust seines Aushängeschilds.
Supercup bereits abgesagt
Den Supercup wird Ludwigsburg definitiv nicht mehr bestreiten. Stattdessen tritt der Thüringer HC am 23. August in München gegen die HSG Blomberg-Lippe an.
Ein Start des Double-Siegers in der neuen Bundesliga-Saison eine Woche später bleibt weiterhin offen. Die Handball-Bundesliga Frauen (HBF) teilte mit, dass die bisherigen Angaben der Schwaben «die Option offen» ließen, «dass der Verein, gegebenenfalls mit verändertem Kader, am Bundesliga-Spielbetrieb teilnimmt».
Kapitänin zeigt sich frustriert
Kapitänin Smits macht ihrem Ärger Luft. «Wie kann man so mit Existenzen spielen? Ich verspüre Wut, weil so eine Mannschaft wird es nie wieder geben. Ich verspüre Wut, weil meiner Mannschaft geschadet wurde», sagte die 31-Jährige.
Bei einem «klaren Zukunftsplan» hätte sich Smits vorstellen können, Abstriche zu machen und weiterhin für Ludwigsburg aufzulaufen. «Aber solch ein Plan wurde uns nie vorgelegt. Das ist ein hoffnungsloses Projekt», kommentierte sie.
Insolvenzantrag vor zwei Wochen
Vor zwei Wochen hatte der Club den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Am Montagabend informierte die Vereinsführung die Mannschaft darüber, dass die Finanzierung der kommenden Spielzeit nicht gesichert sei.
Die Spielerinnen sind nicht mehr an ihre Verträge gebunden. Sie können sich neue Vereine suchen oder zu geringeren Bezügen in Ludwigsburg bleiben.
Sponsoren noch nicht gefunden
Clubchef Christian Köhle hofft noch auf eine Wende. «Es stehen noch Antworten von über 200 angefragten Sponsoren aus. Vielleicht kriegen wir die Lücke ja doch noch ein Stück weiter geschlossen», sagte er.
Der Hauptsponsor hatte bereits im Sommer 2024 angekündigt, seine Leistungen ab der Saison 2025/2026 zu reduzieren. Das entstandene Finanzloch konnte der Verein mit einem geschätzten Jahresetat von rund drei Millionen Euro seither nicht mehr stopfen.
WM-Vorbereitung in Gefahr
Besonders problematisch ist die Situation vor der Heim-WM ab Ende November in Deutschland und den Niederlanden. «Wir haben sechs bis sieben DHB-Spielerinnen bei uns. Wir werden sicherlich keinen Verein finden, bei dem wir wieder alle zusammenspielen. Da geht Trainingszeit verloren, da geht Einspielzeit verloren», sagte Smits.
Bundestrainer Markus Gaugisch zeigt sich besorgt. «Für alle Beteiligten gilt es jetzt, so schnell wie möglich Lösungen zu finden», kommentierte der 51-Jährige. Für eine «super Station» wie Ludwigsburg sei es so kurz vor dem Saisonstart schwierig, adäquaten Ersatz zu finden.
DHB zeigt sich besorgt
Auch beim Deutschen Handball-Bund (DHB) sorgt der Fall für Kopfzerbrechen. «Der Fall Ludwigsburg zeigt, wie schwierig der Markt für professionellen Frauen-Sport trotz positiver Entwicklung in Deutschland und Europa ist», sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober.
Jahrelang sammelte die SG BBM Bietigheim Titel um Titel, bevor sie vor einem Jahr nach Ludwigsburg umzog. Mit dem Double aus Meisterschaft und Pokalsieg schrieb der Verein die Erfolgsgeschichte in der vergangenen Saison weiter. Nun steht die beste Mannschaft des deutschen Frauen-Handballs vor dem Aus.
(dpa/Berlin) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.